Ortsporträt

 


Buer ist ein historisch gewachsener Kirchspielort mit einem klassischem Zentrum, der Kirchhofsburg, deren Entstehung auf ein Gesetz aus dem Jahre 1235 zurückzuführen ist:
„Es sollte im Lande rechtens sein, dass alle Kirchen, Kirchhöfe, Hausleute und Leib und Gut, aller auf denselben sicher seien. Allen Freigrafen, Freischöffen, Rittern, Knechten und Städten war befohlen, die Übertreter des Gebotes zu hängen.“
In unserem Ort Buer befand sich die Kirche mitten im Dorf. Die Gräber der Verstorbenen waren in unmittelbarer Nähe. Unsere Vorfahren hielten dafür, dass Kirche und Friedhof zueinander gehörten. Durch dieses Gesetz, dass im „Mainzer Landfrieden“ festgelegt war, war unsere Kirche und der Friedhof geschützt. Sehr schnell wurden in vielen Orten, so auch in Buer, Speicher um den Kirchhof gebaut. Diese „Spieker“ – in der plattdeutschen Sprache so bezeichnet – sollten zu verschiedenen Funktionen genutzt werden. Zur Aufhebung der Ernte, zur Unterbringung von Hab und Gut und zum Schutz der Bevölkerung. Wie diese Gebäude ausgesehen haben, ist für Buer wohl nicht mehr nachweisbar. Nach einigen Vermerken in alten Unterlagen sind es sehr kleine und niedrige Häuser gewesen. Auch scheint die Anlage damals noch nicht die Geschlossenheit gehabt haben, wie sie uns heute vertraut ist. Noch in der Zeit um 1770/1820 gab es noch freie Plätze am Kirchhof.
Erst im 19. Jahrhundert änderte sich einiges in Buer. Durch die Auslagerung des Friedhofes begann in der Kirchhofsburg eine intensive Bautätigkeit. Auf der Südseite des Kirchhofes wurde aus zwei kleinen Häusern jeweils ein ganz großes gebaut. Im Laufe der Zeit sind auch einige Häuser abgebrannt. Für den Neubau wurde dann jeder Quadratmeter ausgenutzt. Dadurch ist die Geschlossenheit der Kirchhofsburg entstanden, die uns schon manche Bewunderung eingebracht hat und worauf wir stolz sein können. Sie ist die schönste „Kirchenburg Niedersachsens“.
Wie das bauliche Ensemble der Kirchenburg ist auch das Kirchspiel seit dem Mittelalter bis heute ein Begriff für eine Einheit geblieben. Alle 12 zu Buer gehörigen Bauernschaften ( Barkhausen, Bulsten, Düingdorf, Eicken-Buer, Holzhausen, Hustädte, Markendorf, Meesdorf, Sehlingdorf, Tittingdorf, Wehringdorf, Wetter) wurden zwischen dem Jahr 1000 (Meesdorf) und 1244 (Wehringdorf) urkundlich erwähnt. Davon wurde lediglich Eicken-Buer im Jahr 1929 der Gemeinde Eicken und damit dem Kirchspiel Melle zugeschlagen
Im Jahre 1231 ist die Wohnstätte Bure erstmals genannt. Die Bauerschaft auf Torf und das Geschlecht Blankena auf der Blankemühle dürften die Ursprungssiedlungen gewesen sein.
Kurz nach 1550 sind die Bewohner unter Pastor Samson Snetlage zum lutherischen Glauben übergetreten. Ab 1671 wurde in Buer das Kirchenbuch geführt. Die Heiratseinträge und Begräbnisse sind vollständig, die Taufen erst ab 1711.
1807 begann für Norddeutschland die Franzosenzeit. Buer wurde Mairie und damit bis 1813 ein Teil der französischen Verwaltungsstruktur. 1818 wurde der unmittelbar an der Kirche gelegene „Todtenhof“ aufgelöst und der jetzige „Alte Friedhof“ außerhalb der Kirchenburg angelegt.
Die Martini-Kirche, im Zentrum unseres Ortes, wurde 1852 bis 1855 in neuromanischem Rundbogenstil nach Plänen des Osnabrücker Stadtbaumeisters Wilhelm Richard erbaut. Seit 1955 verfügt auch die katholische Kirchengemeinde mit der Marien-Kirche im Ort über ein eigenes Gotteshaus.
Buer erlangte  Bedeutung durch die hier angesiedelten verschiedenen Gerichtsbarkeiten. Seit mindestens 1593 findet alljährlich der „Gute Montag“ (am ersten Montag nach "Jacobi") unter der Gerichtslinde statt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich dieses Treffen zu einem geselligen Treffen der Bewohner mit den politischen Vertretern der Stadt Melle und dem hiesigen Ortsrat. (siehe: „Guter Montag“)
Nach dem 30-jährigen Krieg entwickelte sich auf den wertvollen Böden unseres Kirchspiels ein intensiver Flachsanbau, der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Entwicklung des mechanischen Webstuhls endete und zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Beschäftigter führte.
Die Auswanderungswelle in die neue Welt begann, sodass die heutige Stadt New Melle/Missouri vornehmlich von Auswanderern aus unserem Kirchspiel gegründet wurde.